Epidat – Datenbank: Jüdische Grabsteinepigraphik
Worum geht es in Ihrem Projekt und welche Partner sind beteiligt?
Die epigraphische Datenbank epidat dient der Inventarisierung und umfassenden Dokumentation historischer jüdischer Friedhöfe, deren Inschriften und Grabmalen. Zielgruppen sind Fachwissenschaftler aus Judaistik, Geschichtswissenschaft und Kunstwissenschaft, genealogisch interessierte Laien und um Bewahrung kulturellen Erbes bemühte Institutionen der Denkmalpflege und Kulturvermittlung. Die Datenbank wird seit 2002 kontinuierlich und projektbegleitend am Steinheim-Institut weiterentwickelt. Seit 2006 stehen die Editionen unter einer offenen Lizenz frei zugänglich online. Gegenwärtig enthält sie mehr als 150 digitale Editionen historischer Friedhöfe, rund 31.000 Inschriften und 66.000 Bilddateien. Der geographische Fokus liegt auf Deutschland. Die zeitliche Spanne reicht vom 11. bis ins 20. Jahrhundert. Die Zeugnisse jüdischer Sepulkralkultur werden auf vielfältige Weise erschlossen:
- orts- und regionenbasiert
- chronologisch
- indexbasiert
- durch Volltextrecherche mit diversen Suchfunktionen
- bildbasiert über chronologische Bildindizes
- kartenbasiert: über Pläne, den Geo-Browser und aktuell einen Topographie-Visualisierer – entwickelt im BMBF geförderten
- Verbundprojekt Relationen im Raum (RiR)
- Schnittstellen ermöglichen zudem den maschinenlesbaren Zugriff auf die Forschungsdaten.
Welche (möglichen) Ergebnisse des Projektes halten Sie für besonders interessant?
Inschriften jüdischer Grabmale enthalten nicht nur Namen und Daten der Verstorbenen. Ihre Eulogien stellen eine einzigartige Quelle zur jüdischen Kulturgeschichte dar. Sie vermitteln einen intimen Einblick in Beständigkeit und Wandel jüdischer Wertvorstellungen.
Welche Forschungsdaten wurden aus dem Projekt veröffentlicht und unter welchen Lizenzen
Sämtliche Forschungdaten werden veröffentlicht. Meist schon während des Entstehens bis zur entgültigen Veröffentlichung. Seit 2006 ist die epigraphische Datenbank epidat online. Die Forschungsdaten stehen von Anfang an unter der Creative Commons Lizenz mit Namensnennung (CC by)
Nach welchen Kriterien haben Sie sich für die gewählten Lizenzen entschieden?
Die Edition historischer Friedhöfe wird durch Stiftungen oder Drittmittel gefördert. Zudem ist die Veröffentlichung der Forschungsdaten unter einer freien und offenen Lizenz in der Regel Voraussetzung der Förderung. Wir wollten eine Lizenz die Fachwissenschaft und Laien ungehindert Zugang zu den Texten und Forschungsdaten ermöglicht, also nicht verhindert oder einschränkt.
Wo haben Sie sich bei der Entscheidung über die gewählten Lizenz informiert?
Schwer zu sagen: 2006 waren Lizenzen noch nicht in aller Munde. Ich meine mich zu erinnern, dass auf irgendeiner computerphilologischen Tagung erwähnt wurde, dass die Creative Commons Lizenzen, die ja eigentlich aus der Kreativszene stammen, durchaus auch für Forschungsdaten geeignet sind.
Gibt es Überlegungen, die gewählte Lizenz später noch zu erweitern?
Wir sind mit Creative Commons 2.0 DE eingestiegen und mittlerweile by Creative Commons 4.0 angekommen. Vermutlich werden wir diese turnusgemäßen upgrades auch in Zukunft durchführen.
Wie haben sich die gewählten Lizenzen auf die Zusammenarbeit innerhalb des Projekts ausgewirkt?
In den letzten drei Jahren haben wir uns im Rahmen des BMBF geförderten Verbundprojektes „Relationen im Raum: Visualisierung topographischer Klein(st)strukturen“ den Fokus auf die räumlichen Relationen auf jüdischen Friedhöfen gerichtet. Voraussetzung dafür, war der freie Zugang auf die Forschungsdaten. https://wiki.de.dariah.eu/display/RIRPUB/RiR
Gab es Probleme oder Fragen zu den Forschungslizenzen, und wie wurden diese geklärt?
Während die Urheberschaft der Forschungsdaten (Edition, Übersetzung, Kommentierung) immer eindeutig zu beantworten ist, lässt sich die Herkunft und Urheberschaft bei Bilddigitalisaten, die nicht direkt während eines Projektes erstellt wurden, sondern auf „alten“ Datenträgern schlummern nicht immer entgültig klären, hier versuchen wir intensiv und meist mit Erfolg mögliche Urheber zu ermitteln, doch gelingt dies nicht immer.
Wie zufrieden sind Sie mit der Nachnutzung der Daten? Welche Nutzungsszenarien würden sie begrüßen?
Epidat Forschungsdaten werden auf vielfältige Weise nachgenutzt: Während Fachwissenschaftler die Forschungsdaten zumeist über die HTML-Website „lesen“ und dabei auf die zahlreichen Zugangsoptionen (Indizes, Volltextrecherche, Karten, etc.) zurückgreifen und immer wieder direkte Rückmeldung, Fragen und Kommentare aber auch Korrekturen und Ergänzungen beitragen, gibt es in letzter Zeit zunehmend auch automatische, programmgesteuerte Zugriffe auf die Datenbank. Möglich wird, dass dadurch, dass die Forschungsdaten auch über eine Schnittstelle im programmunabhängigen, maschinenlesbaren Format EpiDoc: TEI/XML für epigraphische Daten zur Verfügung gestellt werden. Ein Format, das von zahlreichen epigraphischen Projekten zur Langzeitarchivierung und zum interoperablen Datenaustausch verwendet wird.
Das Steinheim-Institut war teilnehmende Kulturinstitution und Partner bei Coding da Vinci, dem ersten deutschen Kultur-Hackathon und stellt den Teilnehmenden am Hackathon epidat-Datensätze zur Verfügung. Ein Projektteam hat daraus das Projekt poetic relief ─ תבליט פיוטי entwickelt: „Im Zentrum steht die Poesie der Inschriften, welche Geschichten aus vergangener Zeit erzählen, sie lassen Biografien lebendig werden und bringen historische jüdische Kultur nahe. Durch die eigenständige Darstellung der Inschriften wird ein neuer Zugang für kulturell Interessierte geschaffen, die Inschriften sind von ihrem Ursprungsort losgelöst und bereichern den öffentlichen Raum“ (http://poeticrelief.org/faq). Auch im Rahmen des erwähnten Verbundprojektes Relationen im Rahmen wurden die epidat-Forschungsdaten über die TEI/XML Schnittstelle in eine Projektdatenbank überführt und mit Daten der beteiligten Bauforscher verbunden.
Nachnutzung führt zuweilen zu überraschenden Ergebnissen und neuen Kooperationen. So hat Torsten Schrade von der digitalen Akademie der Akademie der Wissenschaften und Literatur, Mainz auf Grundlage der TEI/XML Daten exemplarisch eine Visualisierung von Familienrelationen eines historischen Friedhofes vorgelegt (http://xtriples.spatialhumanities.de/examples/dh/epidat/). Durch die Nachnutzung der epidat Forschungsdaten durch Dritte und deren qualifizierte Rückmeldungen, etwa Hinweise auf Datenfehler oder Vorschläge zur Präzisierung des Encoding, konnte das Austauschformat und damit die Qualität der Forschungsdaten stets verbessert werden.
Links zu Projektseite und Repositorien
http://steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat
http://steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?info=howtoharvest
Nachnutzung
https://wiki.de.dariah.eu/display/RIRPUB/RiR http://poeticrelief.org/faq
http://xtriples.spatialhumanities.de/examples/dh/epidat/index.html
Kontaktdaten für Fragen zum Projekt:
Thomas Kollatz
Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte e.V.
Edmund-Körner-Platz 2
45127 Essen
Email: kol@steinheim-institut.org
Titelbild: Heiliger Sand, so genanntes Rabbinental. Jörg Bürgis auf Wikimedia Commons (CC-BY-SA 2.5)
EPIDAT – Datenbank zur jüdischen Grabsteinepigraphik Umfang
Die Datenbank zur jüdischen Grabsteinepigraphik epidat enthält rund 150 digitale Editionen historischer Friedhöfe, mehr als 31.000 Inschriften und 66.000 Bilddateien.
Raum und Zeit
Der geographische Fokus liegt auf Deutschland. Die zeitliche Spanne reicht vom 11. bis ins 20. Jahrhundert. Zugänge Die Zeugnisse jüdischer Sepulkralkultur werden auf vielfältige Weise erschlossen:
- orts- und regionenbasiert
- chronologisch
- indexbasiert
- durch Volltextrecherche mit diversen Suchfunktionen
- bildbasiert über chronologische Bildindizes
- kartenbasiert: über Pläne, den Geo-Browser und ak- tuell einen Topographie-Visualisierer – entwickelt im BMBF geförderten RiR-Projekt
Standardformat
Als programmunabhängiges Archiv- und Austauschformat wird EpiDoc angeboten. Epidoc ist ein Auszeichnungsformat für epigra- phische Dokumente, das sich auf die Richtlinien der Text Encoding Initiative zur wissenschaftlichen Textauszeichnung stützt.
Lizenz
Die Forschungsdaten stehen unter einer offenen Creative Commons Lizenz online frei zur Verfügung.
Web-App
epidat-Metadaten werden über einen RSS-feed online bereitgestellt und auf diesem Weg beispielsweise in die Web-App „Orte jüdischer Geschichte“ eingepflegt. Dieses Webangebot des Steinheim-Instituts zeigt, passend zum momentanen Standort des Betrachters, entsprechende Orte in der Umgebung an.
Weitere Informationen zu Forschungslizenzen
Bevor Texte, Geodaten, Bilder oder andere Forschungsdaten geteilt werden können, gilt es die Rechte zu klären: Wer sind die Urheber und wer verfügt über die Nutzungsrechte?
Sind die Rechte geklärt, können die Daten zur Kollaboration und Nachnutzung freigegeben werden. Dazu stehen verschiedene Lizenzmodelle zur Verfügung.
Für eine dauerhafte Bereitstellung zur Nachnutzung werden Forschungsdaten mit den gewählten Lizenzen verknüpft und in eine Forschungsdateninfrastruktur eingebettet.