African Archaeology Archive Cologne (AAArC) – Forschungsdaten und ihre Lizenzierung

von Feb 14, 2019CC BY, CC BY-NC-ND, CC BY-SA, CC0, Offene Lizenzen, Restriktive Lizenzen

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African Archaeology Archive Cologne (AAArC) Forschungsdaten und ihre Lizenzierung
Interviewpartner: Eymard Fäder

Das African Archaeology Archive Cologne ist ein digitales Repositorium zur Sicherung, Darstellung und Archivierung archäologischer Forschungsdaten aus Forschungskampagnen in Afrika. In den ursprünglichen zwei Förderungsphasen wurden primär Daten aus über 50 Jahren Forschung retro-digitalisiert. In der laufenden Phase (2019–2021) wird AAArC aktuelle Forschungsdaten des DFG-SPP 2143 „Entangled Africa archivieren und darstellen

Welche digitalen Daten fallen bei der Forschungsarbeit des AAArC an und wo werden diese langzeitarchiviert und zur Verfügung gestellt?

In der ersten Phase ging es hauptsächlich um die Archivierung von visuellen Medien, die als Digitalbilder archiviert wurden – Fotodokumentation, gescannte Grabungsdokumentation, etc. In dieser Initialphase wurde keine Auswahl in der Tiefenerschließung getroffen, es wurde vollumfänglich digitalisiert. Aufgrund der Menge der Daten musste jedoch mit den ältesten Konvoluten begonnen werden, jüngere Konvolute mussten aufgeschoben werden. Die zweite Phase widmete sich im Schwerpunkt der tieferen Erschließung und Strukturierung der topografischen und bibliografischen Daten.

Die Daten werden im Rahmen der iDAI.world und den darin genutzten Tools und Plattformen (IANUS, iDAI.objects arachne) archiviert und soweit möglich Open Access zur Verfügung gestellt. Es war auch mit Hilfe von IANUS, dem Forschungsdatenzentrum der Archäologien und Kulturwissenschaften, möglich, maschinenlesbare Forschungsdaten zu archivieren und auch andere Formate, wie z. B. Ton- und Filmaufnahmen.

Was hat Sie zur Auswahl Ihres verwendeten Repositoriums bewegt und nutzen Sie ein fachspezifisches Repositorium?

Die Wahl, die Infrastrukturen des DAI zu nutzen war sehr pragmatisch – es gibt zurzeit in Deutschland nichts vergleichbar Effizientes und Nachhaltiges, außerdem ist die Auswahl auch naheliegend da AAArC Daten präsentiert, die im Ausland erhoben wurden, und damit teils in Ländern, in denen auch das DAI tätig ist.

Unter welchem Lizenzierungsmodell bzw. welchen Lizenzen werden die Daten von AAArC archiviert und zur Verfügung gestellt?

Die Lizenzierung richtet sich nach der Regelung des DAIs, nicht nach den Datenformaten. Urheberrechtliche Belange sind in der Kuratierung der Daten berücksichtigt, und Datenbanken wurden mit Zustimmung der Urheber offen publiziert. Der Umgang mit Lizenzen in zukünftigen Phasen wird in der Zuständigkeit der jeweiligen Projekte liegen.

Die von der iDAI.world implementierten Lizenzen erwiesen sich für AAArC als zweckdienlich und praktikabel:

Gibt es Einschränkungen bei der Open-Access-Stellung von Daten des AAArC und wenn ja warum (z. B. eingeschränkter Nutzerkreis etc.)?

Embargos wurden bisher nicht eingeräumt, da es sich um Daten handelt, die aus zum Teil 30 Jahre alten Projekten stammen. Embargos für die neuen SPP-Daten (Anmerkung der Redaktion: SPP steht für Schwerpunktprogramm der DFG) sind mit den Projekten noch nicht ausgehandelt, diese werden sich jedoch an den DFG-Richtlinien orientieren. Einschränkungen richten sich nur nach denkmalschutz- und persönlichkeitsrechtlichen Aspekten.

Die Einschränkungen aufgrund von Persönlichkeitsrechten und Denkmalschutz sollen jedoch bei personalisierten Anfragen aus der Forschung und der lokalen Administration bei berechtigtem Interesse aufgehoben werden. Zum einen sind das Personenaufnahmen, die zwar im Rahmen der Forschungsarbeit entstanden sind, aber eher Personen porträtieren. Diese könnten im Rahmen der DSGVO (Anmerkung der Redaktion: Datenschutz-Grundverordnung) bedenklich sein, daher sollten Streitpunkte ausgeschlossen werden.

Wo haben Sie sich bei der Entscheidung über die gewählten Lizenzen informiert?

Gibt es spezifische internationale Anforderung bzw. Überlegungen, die Sie durch Ihre Forschungen in Afrika miteinbeziehen mussten?

Forschung in afrikanischen Ländern kann stets nur nach erfolgter Genehmigung durch die entsprechenden Behörden erfolgen. Die Belange von Forschungsdaten sind dabei noch häufig wenig berücksichtigt, daher wurde von Seiten des AAArC versucht, Denkmalschutzaspekte nach deutschem Vorbild streng anzuwenden und im laufenden Dialog mit den entsprechenden afrikanischen Behörden zu stehen. Wo es Bedenken wegen des offenen Zugangs gab, wurden diese berücksichtigt. Eventuelle spätere Nachbesserung der Lizenzierung würde sich an rechtlichen Forderungen der afrikanischen Länder orientieren sowie an den Ansprüchen indigener Volksgruppen, um ihnen die Erschließung kultureller Daten zugutekommen zu lassen.

Sehen Sie allgemein Einschränkungen oder Limitierungen von Open Access bei archäologischen Forschungsdaten – Stichworte: Kulturgüterschutz/Gefahr von Raubgrabungen etc.?

Die bereits erläuterten Einschränkungen aufgrund von Persönlichkeitsrechten und Denkmalschutz habe ich schon genannt.

Zum anderen sind denkmalpflegerisch die Koordinaten der Fundorte stets zu schützen. So wurden Lokalisierungsdaten, die bei AAArC-Daten anfielen, zwar im iDAI.gazetteer erfasst jedoch frei nur verschleiert dargestellt (Anmerkung der Redaktion: Der iDAI.gazetteer ist ein Webservice, der Ortsnamen mit Koordinaten verbindet).

Zusätzlich wurde beim AAArC auch etwa darauf geachtet, bei Bildern aus islamischen Ländern auf entsprechende sittliche Gepflogenheiten Rücksicht zu nehmen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Nachnutzung Ihrer Daten?

Sehr zufrieden sind wir mit der Nutzung von Daten in Lehrveranstaltungen der Digital Humanities in Köln, wo zahlreiche Semesterarbeiten auf Grundlage unserer Materialien erstellt wurden. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass vermehrt die gesamte Breite unserer Archivalien genutzt wird, und diese auch aus unseren afrikanischen Partnerländern abgefordert werden.

Welche Nutzungsszenarien würden Sie begrüßen?

Alle Nachnutzungsszenarien sind für uns grundsätzlich akzeptabel außer einer Einschränkung des Zugangs. Neben Forschung und Lehre sind sowohl Third-Mission-Nachnutzung als auch Open-Social-Scholarship-Szenarien denkbar sowie im besonderen Fall der Archäologie natürlich Heritage Management und auch Tourismus. Das Bestreben geht auch dahin, Nachnutzung im nicht-akademischen Bereich zu erreichen, insbesondere bei lokalen Gemeinschaften, deren kulturelles Erbe Bestandteil unserer Forschungen und Archivierung ist.

Wie werden Vorteile, Einschränkungen, Limitierungen von Open Access und Open Science durch den AAArC eingeschätzt?

Die grundsätzlichen Vorteile von OA und OS sind ja schon seit Jahren im Diskurs und offensichtlich. Besonders Daten des kulturellen Erbes sind in spezifischer Weise dafür geeignet, aber auch sensitiv, um in der Öffentlichkeit das Bewusstsein und das Interesse für historische Perspektiven und Problematiken zu schärfen.

Was würden Sie sich als Forschungsprojekt zur Erleichterung oder als Anregung zur Umsetzung von Open Science und Open Access wünschen oder wo sehen Sie bisher noch Defizite?

Ein spezielles Problem der Archäologie, nicht zuletzt durch den grundsätzlichen Umgang mit bodendenkmalpflegerischen Daten bedingt, ist die Vorstellung des „Eigentums“ von Forschungsdaten bei Forschern. Das ist häufig ein Hemmnis im Umgang mit Forschungsdaten. Um solche Barrieren zu beseitigen bedarf es struktureller Förderung der Publikation von Forschungsdaten, um die Vorteile von OA und OS mit einem Anreiz zu verbinden.

(Weitere Informationen zur iDAI.world können Sie dem Interview mit Benjamin Ducke "Open Science bei der iDAI.world" entnehmen)

Links zur Projektseite und Repositorien

Publikationen

  • T. Lenssen-Erz – E. Fäder – F. Jesse – J. Wilmeroth, Digital Management of Rock Art: the African Archaeology Archive Cologne (AAArC)African Archaeological Review 35.2 (2018), 285– 298. DOI: 10.1007/s10437-018-9303-5
  • T. Lenssen-Erz – E. Fäder – F. Jesse, Aus dem Diaschrank in die digitale Welt. Das African Archaeology Archive Cologne (AAArC). In: J. Richter (Hrsg.), 111 Jahre prähistorische Archäologie in Köln. Kölner Studien zur Prähistorischen Archäologie 9, (Rahden/Westf. 2018) 330–337.

Kontaktdaten für Fragen zum Projekt

Eymard Fäder
faedere@uni-koeln.de
Profil an der Universität Köln

African Archaeology Archive Cologne (AAArC)
Forschungsstelle Afrika
Jennerstr. 8
D-50823 Köln
Phone: +49 – (0)221 – 55 66 80
Fax: +49 (0)221 – 55 02 303
Email: aaarc-online@uni-koeln.de

Titelbild: Von TIlman Lenssen-Erz unter CC BY-NC 4.0

(Interview, Redaktion und Publikation: Esther Schneidenbach)

Lizenzen

Entsprechend der genutzten Portale: Arachne & IANUS

  • Creative-Commons-Lizenzen –  CC BY, CC BY-SA, CC BY-NC-ND
  • Metadaten zu Digitalisaten: CC 0 bzw. frei
  • Datenbanken: CC BY-SA 3.0

Projekt-Highlights

AAArC bei Arachne

 

YouTube-Kanal des AAArC

YouTube-Kanal AAArC

 

Vortrag von Eymard Fäder auf YouTube zum AAArC
EAA 2017, Maastricht

 

Weitere Informationen zu Forschungslizenzen

Bevor Texte, Geodaten, Bilder oder andere Forschungsdaten geteilt werden können, gilt es die Rechte zu klären: Wer sind die Urheber und wer verfügt über die Nutzungsrechte?

Sind die Rechte geklärt, können die Daten zur Kollaboration und Nachnutzung freigegeben werden. Dazu stehen verschiedene Lizenzmodelle zur Verfügung.

Für eine dauerhafte Bereitstellung zur Nachnutzung werden For­schungsdaten mit den gewählten Lizenzen verknüpft und in eine Forschungs­dateninfrastruktur eingebettet.